Europäische Friedenskolloquium Gemeinschaft Christi

Peace Colloquy – Friedenskolloquium

Das diesjährige Europäische Friedenskolloquium der Gemeinschaft Christi fand vom 15.-17. März. im Dunfield House in Großbritannien statt. Deutschland war mit fünf Personen vertreten, nicht nur als Teilnehmer an der Konferenz, sondern auch als Vortragende (wobei sich ein Vortragender, Jens Oehmichen, noch per Zoom zugeschaltet hat). Kolloquium bedeutet übrigens Gespräch, Dialog, und so waren die Themen der Konferenzaktivitäten so vielfältig, wie es das Motto schon ahnen ließ. Das Motto der Konferenz lautete „Stück für Stück zum Frieden“ und umfasste Themen wie Flüchtlingshilfe, Klimawandel, friedliche Beziehungen in Familien, Gender-Gerechtigkeit, gesunder Lebensstil, usw. Jeder von uns konnte etwas von der Konferenz mitnehmen, jeder von uns war beeindruckt durch die persönlichen Geschichten, Hintergrundinformationen und Herausforderungen, die wir bei der Konferenz erfahren haben. Und so haben wir uns entschieden, dass jeder der fünf Teilnehmenden kurz einen Punkt beschreibt, der besonders beeindruckend war (siehe unten).

Vorher möchte ich aber noch kurz vom Friedenspreis berichten. Den hat in diesem Jahr die Organisation
„Nadiya“ erhalten (https://www.nadiya.org.uk/). Nadiya heißt auf Ukrainisch „Hoffnung“, und das ist eine sehr passende Bezeichnung für diese Organisation. Nadiya ist aus einer persönlichen Initiative von einem
britischen Logistikunternehmer und einer jungen Frau aus der Ukraine entstanden. Gemeinsam haben sie
ukrainischen Flüchtlingen vom ersten Tag an zur Seite gestanden, Unterkünfte besorgt, Wohnungen vermittelt, von IKEA kostenlose Möbel organisiert, Arbeit gesucht und gefunden und vieles mehr. Vor allem aber haben sie zugehört – jeder Familie, jeder Person, die durch ihre Tür kam – und haben versucht, bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ich war sehr beeindruckt von der Arbeit von Nadiya!

Eindrücke der Teilnehmenden

Eva: Ich war schon gleich vom ersten Hauptredner, Andrew Fellows, beeindruckt. Ich kenne
Andrew schon etwas länger und weiß, dass er bei Extinction Rebellion (Klimaaktivisten)
mitmacht. Ich hatte Andrew aber immer als den Typ angesehen, der gern in der ersten
Reihe steht und mitmischt. Durch Andrews Geschichte habe ich gelernt, dass Andrew selbst
eigentlich viel lieber ganz hinten steht, dass er bis vor einiger Zeit zwar tief bewegt war vom
Klimanotstand, sich aber eher als Unterstützer, nicht als aktiv Teilnehmenden, ansah.
Andrew hat in seinem Vortrag erzählt, wie er sich überwinden musste, aktiv an
Klimaprotesten teilzunehmen und er rief uns alle auf, nicht einfach nur am Rand zu stehen
und zuzuschauen. Sein Motto war „Don’t be a bystander“ (Sei kein Zuschauer). Das habe
ich für mich mitgenommen. Sei kein Zuschauer, sondern werde aktiv(er)! Sei es bei
Protesten zu Klimafragen, sei es bei der Flüchtlingsarbeit, oder bei anderen Themen der
sozialen Gerechtigkeit. Wenn ich etwas in der Welt verändern will, kann ich nicht mehr
einfach nur Zuschauer sein

Matthias: Es war sehr schön, nach langer Zeit wieder im Dunfield House zu sein und viele
alte und neue Freunde zu treffen. Ich habe gelernt, wie komplex das Thema Frieden ist. In
vielen Aspekten kann man den Eindruck bekommen, dass die Aufgaben, die damit auf uns
und auf alle Menschen zukommen, zu groß sind (z. B. beim Thema Klimawandel). Ich habe
von dem Wochenende mitgenommen, dass man auch als Einzelner die Möglichkeit hat,
etwas zu verändern und auch kleine Dinge einen Unterschied ausmachen. Nur wenn man
nichts tut, geschieht auch nichts.

Anna: Für mich war es nicht nur das erste Mal in Wales, sondern auch im Dunfield House.
Es war einfach wunderschön mitten in der Natur, zwischen den Schafweiden und das Flair
des alten Hauses, waren schon die kleine Reise wert. Wir wurden alle sehr herzlich
empfangen und es gab viele spannende Gespräche untereinander. Ich habe unter anderem
einen Vortrag zu Gender- Identität angehört. Dort stellten sich Leon und Jenny-Anne Bishop
vor und erzählten von ihrer persönlichen Reise zu ihrer wahren Geschlechtsidentität. Für
mich ist es wunderschön zu sehen, dass auch die Gemeinschaft Christi in diesen Bereichen
aufklärt und jeden Einzelnen akzeptiert, wie er ist. Am Ende des Vortrags haben wir alle
zusammen „For Everyone Born” gesungen. Das war sehr bewegend.

Daniel: Was mir besonders gefiel, war die umfangreiche Definition von Frieden, dass
Frieden für einen selbst (Gesundheit körperlich und mental), Frieden für uns (Geflüchtete
und Integration und die dauerhafte Gegenwärtigkeit von Diskrimination in unserer
Gesellschaft) und Frieden für die Welt (Klimawandel, etc.) alle ein Teilaspekt von Frieden
sein konnten. Bei allen Veranstaltungen und Vorträgen wurde man auf eine komplett andere
Art zum Denken angeregt, obwohl es immer um den zentralen Punkt des Friedens ging.

Mike: Ich war sehr beeindruckt von der Vielfalt und Vielseitigkeit des Themas “Frieden”. Wie
Eva schon erzählt hat, hat Frieden mit viel mehr als Gewaltlosigkeit zu tun. Auch die
Teilnehmer*innen der Konferenz waren so bunt wie die Themen und gerade diese
Vielfältigkeit hat zur Konferenz beigetragen. Wir hatten auch genug Zeit außerhalb der
Kurse und Vorträge, um miteinander zu reden und zu diskutieren und unsere Meinungen
auszutauschen. Ich habe sehr viel von diesem Wochenende mit nach Hause bringen
können!

Eva M. Erickson